
Tini Santo
Erklär‘ doch mal kurz dein Projekt.
Ich organisiere in diesem Jahr das CLINCH Festival im Kulturzentrum Pavillon mit. Ein sehr vielfältiges Festival, das sich um gesellschaftspolitische Themen und Diskurse dreht wie Rassismus, Migration, Ausgrenzung, Identität(en),... dazu gibt es Diskussionen und Workshops, aber auch Lesungen, Performances und Musik. Es gibt also für ganz unterschiedliche Interessen Veranstaltungen und ich finde es besonders spannend, wenn so ernste politische Themen in Kultur und Kunst aufgegriffen werden. Bei CLINCH stehen die Perspektiven von Menschen, die selbst von Rassismus betroffen sind, im Vordergrund. Darum haben wir Menschen eingeladen, deren Position - wie der Untertitel schon sagt - [post]migrantisch oder postkolonial ist.
Was ist deine persönliche Motivation hinter diesem Thema?
Das ist nicht das erste Mal, dass ich Veranstaltungen organisiere, wenngleich ich das vorher eher in einem kleineren Rahmen gemacht habe. Ich stehe selber nicht so gerne in der Öffentlichkeit, finde es aber wichtig, wenn Themen, die mich bewegen, oder über die ich finde, mehr Menschen nachdenken sollten, öffentlich gemacht werden. Ich fand es sehr interessant, das Programm mit zusammenzustellen und da Künstler*innen/ Aktivist*innen/ Theoretiker*innen rauszusuchen, die ich total spannend finde. Natürlich freue ich mich dann auch, darauf, die einzelnen Veranstaltungen des Festivals selbst mitzuerleben.
Was möchtest du mit deiner Initiative in Hannover bewegen?
Ich hoffe zum einen, dass Menschen zum Nachdenken gebracht werden, sich inspirieren lassen, was für ihren Alltag/ ihre Arbeit/ Gespräche mitnehmen, das sie motiviert, sich gegen Rassismus (z.B.) zu engagieren. Ich hoffe auch zum anderen, dass Menschen sich durch das Festival bestärkt fühlen, sich zusammentun, zu vernetzen.
Warum liebst du Hannover?
Um es mit den Worten von Gustav Heinemann zu sagen "Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau." ;-)
Ich wohne sehr gerne in Hannover, das hat aber keine besonders stadtspezifischen Gründe, sondern einfach, weil ich hier nette Leute kenne. Ich habe schon in vielen Städten gewohnt, und das war überall gleich.
Was müsste deiner Meinung nach dringend in Hannover verändert werden?
Da ich vorher in Berlin gewohnt habe, finde ich die Radwege hier schon ziemlich fantastisch und luxuriös. Es kann aber sicherlich noch besser werden. Ich wünsche mir mehr unkommerzielle Orte, bezahlbareren Wohnraum für Menschen mit geringerem Einkommen. Ich wohne in Linden, einem Stadtteil der stark von Gentrifizierung betroffen ist. Noch steht da der Tedi neben dem hippen Café, aber ich habe Angst, dass in 20 Jahren (siehe nächste Frage) dann eher eine hippes Töpferwarengeschäft neben dem hippen Café ist ... was kulturell ja auch spannend sein kann, aber wer kann sich das dann noch leisten?
Was ist deine persönliche Vision für ein Hannover in 20 Jahren?
Ich finde es schwierig eine "Vision" zu entwickeln. Die Frage ist vielleicht eher, was braucht es, damit ich in Hannover in 20 Jahren noch gerne wohne? Für mich braucht es da solche Projekte wie das CLINCH Festival unbedingt, Orte zum Zusammenkommen, sich politisch weiterbilden, miteinander diskutieren, Ideen entwickeln, sich gegenseitig empowern. Ich würde mir wünschen, dass rassismuskritische und feministische Themen breiter diskutiert werden und es Räume gibt, die für solche Diskussionen offen sind. Weniger sozialen und ökonomischen Druck, damit Visionen überhaupt entstehen können, anstatt von Dystopien. Es wäre auch schön, wenn sich ein Konzept wie "Sanctuary City" in Hannover durchsetzen könnte.
Verrate uns deinen Lieblingsort in Hannover.
Ich habe viele Lieblingsorte. Einer war lange Zeit das verlassene Conti-Gelände in Limmer... da darf man ja jetzt leider nicht mehr hin (ist wahrscheinlich aber auch besser so, weil gefährlich). Zum schwimmen im Kanal bin ich da auch gerne in der Gegend. Das ist dann wahrscheinlich auch leider vorbei, wenn die Wasserstadt gebaut wird. :-(
Welches ist dein Lieblingsprojekt in Hannover?
Lieblingsprojekt kann ich nicht sagen. Ein tolles 'Projekt' finde ich das Kino im Sprengel.
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