
Kathi Laage
Erklär‘ doch mal kurz deine Initiative.
Mit dem Büro für Eskapismus haben wir ein Format an der Schnittstelle von immersivem Theater und Escape Room entwickelt: Das Fictional Reality Game. Unser Ziel ist es, den Spielenden dabei ein Erlebnis zu ermöglichen, bei dem sie für einen begrenzten Zeitraum der Realität entfliehen. Gleichzeitig werden sie mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und Fragen konfrontiert, die sie in diesem Rahmen spielerisch frei beantworten können, ohne dass dies echte Konsequenzen nach sich ziehen würde. Zurück kommen sie dann (hoffentlich) mit einer neuen Perspektive auf ihre alltägliche Umgebung.
Was ist deine persönliche Motivation hinter diesem Thema?
Als Szenografin fasziniert mich die Möglichkeit, Räume zu schaffen, die direkt von Zuschauenden erfahren werden. Im Gegensatz zum Theater bedeutet das für mich, dass ich nicht nur eine Welt für Darstellende entwickle, die dem Publikum durch Schauspielende vermittelt wird, sondern für das Publikum direkt eine räumliche Erfahrung erschaffen kann. Die Auseinandersetzung mit dem Stadtraum ist zudem besonders spannend, da wir hier keine Grenze zwischen Inszenierung und „Realität“ haben. Das Fahrrad, das in einem unserer Games eine Rolle spielt, steht immer dort am schwarzen Bär und ist für alle sichtbar. Aber nur die Eingeweihten erkennen seine besondere Bedeutung.
Was möchtest du mit deiner Initiative in Hannover bewegen?
Hannover hat eine sehr lebendige und diverse Kulturszene. Mit dem Büro für Eskapismus möchten wir einen Teil zum Fortbestand und zur Erweiterung dieser Szene beitragen. Unsere Nähe zum Format des Escape Rooms macht das Fictional Reality Game auch für Menschen attraktiv, die sonst nicht ins Theater gehen würden. Wie eine Art Einstiegshilfe tragen wir damit dazu bei, die freie Kulturszene wirklich für alle Hannoveraner*innen sichtbar und erlebbar zu machen.
Warum liebst du Hannover?
Ich bin ursprünglich eher unfreiwillig in Hannover gelandet und habe eine Weile gebraucht um die Vorzüge dieser Stadt zu erkennen. Inzwischen bin ich seit 12 Jahren hier und habe mich sehr bewusst dazu entschieden zu bleiben. Ich liebe an Hannover, dass alles mit dem Rad zu erreichen ist und dieser Radweg mich immer an grünen Flussufern entlang führt. Ich liebe es, dass Hannover so klein ist, dass man eigentlich jeden Hannoveranerin um eine Ecke kennt. Und ich liebe es, dass bei jeder Neueröffnung eines selbstorganisierten Ladens auf der Limmerstraße alle Lindener*innen Schlange stehen, um zu entdecken, was es da Neues zu erleben gibt und um ihre Hilfe anzubieten.
Was müsste deiner Meinung nach dringend in Hannover verändert werden?
Im Moment ist bezahlbarer Wohnraum ein großes Thema, das dringend angegangen werden muss, damit die Stadtteile divers bleiben und nicht nur von einer Einkommensklasse bewohnt werden.
Außerdem braucht Hannover eine Kunsthochschule. Die künstlerischen Studiengänge sind hier an unterschiedlichen Hochschule sehr vereinzelt (Schauspiel und Musik an der HMTMH, Bühne, Kostüm und weitere an der HsH und Kunst für Lehramtsstudierende und Architektur an der Uni,...). Das erschwert den Austausch und führt dazu, dass die künstlerischen Studiengänge im Stadtbild unterrepräsentiert sind.
Was ist deine persönliche Vision für ein Hannover in 20 Jahren?
In meiner Vision hat Hannover in 20 Jahren – auch durch die Wahl zur Kulturhauptstadt 2025 – eine noch stärker vernetzte Kulturszene, die wirklich breite Teile der Stadtbevölkerung mitnimmt und begeistert. Sie repräsentiert die Diversität der Hannoveraner Gesellschaft nicht nur im Zuschauerraum, sondern auch auf der Bühne. Mit einem eigenen internationalen Festival für Kunst im Stadtraum wird Hannover international als Aushängeschild für experimentelle Gegenwartskunst wahrgenommen. Das Ihmezentrum ist zu einem lebendigen Mittelpunkt des städtischen Lebens geworden und gilt mit seinem günstigen Wohnraum als Treffpunkt für Hannoveraner*innen aller Einkommensklassen und Herkunftsländer.
Verrate uns deinen Lieblingsort in Hannover.
Der Biergarten Dornröschen, unser Gemeinschafts-Schrebergarten in der Kolonie schwarze Flage alt
Welches ist dein Lieblingsprojekt in Hannover?
Agentur für kreative Zwischenraumnutzung