Die Krönung der Poppea
Kaiser Nerone ist entschlossen, seine Geliebte Poppea zur Kaiserin zu krönen. Gegen alle Widerstände und Hindernisse – unter anderem seine eigene Frau Ottavia sowie Poppeas Ehemann – verfolgt er sein Ziel und setzt brutal seinen Willen durch: Wer sich den beiden auf ihrem Weg zum gemeinsamen Thron in den Weg stellt, wird früher oder später unter die Räder geraten. Die Krönung der Poppea ist nicht zu verhindern. 1642 entstanden, zählt Monteverdis L’Incoro-nazione di Poppea zu den ältesten überlieferten Opernwerken.
Die strengen, auch moralischen Konventionen der barocken Oper liegen noch in der Zukunft. So kommt es, dass kein Mitgefühl den Kaiser umstimmt und am Ende keine Vernunft über das menschliche Verlangen siegt. Stattdessen wird das Stück als Gleichnis lesbar: Wer skrupellos nach der Macht greift, wird seine eigene Fähigkeit, Empathie zu fühlen, einbüßen. Am Ende ist der Weg von Leichen gepflastert. Monteverdis Musik enthält sich einer moralischen Wertung und gibt stattdessen den Empfindungen der Figuren ein Gesicht – und ihnen damit eine Seele. Sie zeigt so, dass ihre Grausamkeit genauso menschlich ist wie ihre Liebe.
Regisseur Ingo Kerkhof arbeitet die zynischen Charakterzüge der Figuren heraus und enttarnt ihre Verlogenheit. In seiner Inszenierung wird die Oper zum Kammerspiel verdichtet, das sich ganz nah am Publikum abspielt. Durch Konzentration auf die psychologischen Beziehungen zwischen den Figuren legt er ihr rücksichtsloses Verlangen offen – und zeigt ihre Unfähigkeit, der eigenen Gier zu entkommen.Barockspezialist Andreas Spering am Pult des Niedersächsischen Staatsorchesters zeigt die Sinnlichkeit von Monteverdis Spätwerk.
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